(vor)Letzter Besuch, Mittwoch, 21.10. 15:30-16:45
Als ich komme finde ich Herrn S. wie schon bei meinem letzten Besuch am Freitag samt Bett am ganz neben dem Dienstzimmer der Pflegepersonen. Wie ich erfahre, damit die Pflegenden und ÄrztInnen Otto möglichst viel Im Blick haben. Ich war freundlicherweise von einer Ärztin vorher telefonisch informiert worden, dass es Otto weit schlechter geht als noch am Freitag infolge einer schweren Lungenentzündung, man mache sich Sorgen, dass er daran versterben könnte. (als Laie denke ich mir vielleicht schade für Otto, dass er mit lebensbedrohlicher Krankheit kein Bett auf einer Intensivstation bekam.
Zum Besuchsverlauf: Ausgerüstet komme ich mit einer Zeitung Österreich und zwei Autobüchern. Jedoch scheint mit das Vorlesen in diesem Fall nicht anfänglich eine passende Kommunikation da Otto unruhig und verängstigt wirkt.
Otto ergreift meine Hände und hält Sie, streichelt Sie, ich tue es ihm gleich.
Ich erfahre, dass er vorher schwere Atemnot hat, ich nehme an, dass er Angst hat, leider kann er zT nicht mal Kopfnicken Ich frage ob er Angst hat. Seine nonverbale Kommunikation ist nicht eindeutig. Ich versuche Otto Mut zuzusprechen, zu erinnern an gemeinsame schöne erlebnisse und Lebensmut zu wecken durch Vorfreude.
Ich entschließe mich zu versuchen Otto eine Freude machen zu versuchen und gehe Natur suchen. Ich habe Glück und finde unmittelbar vor der Eingangstür, die nur ein paar Schritte entfernt liegt von Ottos Bett Blumenkästen und abgefallene Blätter. Ich finde blühende Nelken, verschiedene Blätter. Otto riecht ausgiebig daran und befühlt ausgiebig.
Mir fällt später noch ein, dass Musik für Otto bisweilen auch wichtig ist. Ich singe für Ihn horch was kommt von draußen rein, weil es ein Lied ist, dass mir passend scheint weil es lustig und traurig zugleich ist. Später singe ich noch anderes 2es wird einmal ein Wunder geschehen…
Trinken will Otto nur wenig. Aber zweimal etwas, Essen tut er gerne bis zum Schluss wie man mir erzählt.
Ich beende den Besuch mit Händehalten, Vorlesen, Unterhalten, leider wird Ottos Angst nicht wirklich weniger – wie ich an seinen Händedrücken merke. Ich mache in eine große Stoffservierte zwei große Knoten dass er etwas zu greifen und zum hineinkrallen hat,- er nimmt das gerne an. die Blumen wässere ich in einem Minigläschen ein.
Ich verabschiede mich mit dem Versprechen morgen wiederzukommen.
(aller) letzter Besuch; Donnerstag, 10:45h bis 11:15
Am Weg ins Spital zu Otto erhalte ich den Anruf, dass Otto S. leider vormittags verstorben ist. Ich sage ich sei am Weg. Man bietet mir an mich zu verabschieden.
Ich finde Otto Aufgebahrt eingewickelt in ein Leintuch mit den zwei Blümchen von gestern auf der Brust. Zuerst nehme ich gemeinsam mit einer Ärztin und einer Pflegeperson Abschied. Ich erfahre dass Otto noch gefrühstückt hat, danach Besuch vom Seelsorger hatte, sich danach angeblich von einer Pflegeperson verbal verabschiedet hat und eigentlich ohne sichtliche Schmerzen oder große Angst oder Unruhe das Atmen eingestellt hat. danach darf ich noch alleine etwas Zeit mit Otto alleine verbringen.
Ich verlasse das Spital erschüttert und traurig.
Resumée:
Ein Lieblingsklient ist verstorben. Leo war ein wirklich dankbarer Klient, indem er den Lebensfreuden gegenüber sehr aufgeschlossen war wenn es seine Gesundheit erlaubte, er mochte Natur, Kinder Tiere, Musik, malte gern und engagiert, er war stolz, dass er trotz Beeinträchtigungen Lesen und Schreiben gelernt hatte und nutzte beide Fähigkeiten gerne. Vor allem das Lesen. Er mochte auch das Leben, den Straßenverkehr, „schnelle Autos und schöne Frauen“, öffentliche Verkehrsmittel und das Leben in er Öffentlichkeit….
Schade dass eine schöne Idee Otto einen Urlaub zu ermöglichen jetzt nicht mehr Wirklichkeit werden kann.
Es war schön häufig auf der Station zu erleben wieviel Zuwendung und ehrliche Zuneigung, Otto von den MitarbeiterInnen erfährt. Zu wieviel Extrawürsten man bereit ist Mehraufwand in kauf nehmend um Otto Freuden zu ermöglichen. Bzw. seine Bedürfnisse zu erfüllen bzw. wieviel Feinfühligkeit und Kompetenz man entwickelt hat um mehr und mehr Ottos "Epianfälle" vermeiden zu können, Ottos medikamentöse Einstellung war vor allem in den letzten Lebensmonaten meist optimal – weder war er zu entspannt gleichzeitig so entspannt dass Epianfälle nur mehr selten vorkamen –meist konnte diese durch frühzeitiges zur Ruhe bringen im Bett vermieden werden….
Otto Hans S. hatte auch insofern Glück: Er hatte einen Sachwalter der persönlich Anteil nahm und der sich tatkräftig und konsequent und engagiert für ihn einsetzte.
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